Der Mariinsky-Klang

Müller-BBM sorgt im St. Petersburger Mariinsky II für ein Hörerlebnis von Weltklasse

Der Mariinsky-Klang

Mariinsky

Planegg bei München, 22.04.2013. Die Messlatte hängt hoch. Für die kanadischen Architekten ebenso wie für die Münchner Akustiker der Müller-BBM GmbH. Schließlich geht es um das „Mariinsky Theater“, um international berühmte Opern- und Ballettinszenierungen. Namen wie Anna Netrebko und Rudolf Nurijew werden gern in Zusammenhang mit dieser russischen Kultureinrichtung der Spitzenklasse genannt. Nun hat der aus dem 19. Jahrhundert stammende Theaterbau des Mariinsky inmitten der St. Petersburger Altstadt eine bauliche Erweiterung erfahren. Am 2. Mai 2013 geht der Vorhang auf für den modernen Nachbarbau – das Mariinsky II. Die Eröffnungsgäste erwartet ein moderner Theatersaal in traditioneller Hufeisenform mit fein abgestimmter Akustik. Und im Zusammenspiel beider Eindrücke entsteht ein besonderes Hör-Erlebnis.

Dass sie parallel zur Rekonstruktion des Bolschoi Theaters in Moskau auch für das Mariinsky Theater in St. Petersburg beauftragt würden, hätten die Ingenieure von Müller-BBM bis 2007 nicht zu hoffen gewagt. Zwar können die Akustiker der international tätigen Ingenieurgesellschaft Referenzen wie das Teatro „La Fenice“ in Venedig, das älteste Opernhaus Europas, das „Teatro di San Carlo“ in Neapel, oder das Nuovo Teatro dell‘ Opera in Florenz vorweisen. Doch die Akustik für die beiden konkurrierenden und gleichsam bedeutendsten Opernhäuser Russlands zu entwerfen, so Projektleiter Jürgen Reinhold, sei eine besondere Ehre.
Inzwischen haben Jürgen Reinhold und sein Kollege Andreas Wagner sechs Jahre lang die Akustik des neuen Theaters begleitet. Den St. Petersburger Auftraggebern, für die die Ingenieure aus Bayern zunächst ein anderes, kleineres Theaterprojekt betreut hatten, war offenbar bekannt, dass Müller-BBM keine Akustik „von der Stange“ liefert. Die Akustiker lassen den Architekten die Freiheit, individuelle Räume zu kreieren und stehen bei der architektonischen Grundidee beratend zur Seite. „Wir überlassen den Architekten die Architektur und schaffen eine hervorragende Akustik innerhalb der von Ihnen entworfenen Räume“, sagt Wagner. Durch dieses Zusammenspiel von individueller Architektur und herausragender Akustik entstehen immer wieder Klangräume die einzigartige Hörerlebnisse bieten.

Die Oper als Leitmotiv

Die Architekten des neuen Gebäudes in der St. Petersburger Altstadt, Diamond + Schmitt Architects aus Toronto, Kanada, entwarfen einen formal schlichten Block, in dessen großer Glasfassade sich das gegenüberliegende alte Mariinsky spiegelt. Dahinter dehnt sich ein Foyer über mehrere Etagen, eine Treppe hängt an Seilen, eine andere führt mit gläsernen Stufen empor. Doch erst im Inneren des Neubaus, in dem von hellen Holztönen und Lichtern dominierten Saal, gebaut in einer modernen Variante der klassischen Hufeisenform, begann die wichtigste Arbeit der Akustiker.

Was die Akustik hier leisten soll, davon hatte Stardirigent Valery Gergiev, der musikalische und künstlerische Leiter des Mariinsky Theaters, von Anfang an eine klare Vorstellung. „Ein Theatersaal mit 2000 Sitzplätzen und absolutem Schwerpunkt auf Opernmusik und erstklassiger Akustik, das war die Vorgabe“, erzählt Reinhold. Im Unterschied zu vielen anderen Projekten, die die Münchner Akustiker betreut hatten, sollte es in diesem Saal keine akustischen Variationsmöglichkeiten, weder durch bauliche noch durch technische Zusatzeinrichtungen, geben. Also finden sich im neuen Mariinsky beispielsweise keine in Hohlräumen versteckten Stoffvorhänge, wie sie Reinhold für das Nuovo Teatro dell“ Opera di Firenze vorsah, um bei gelegentlichen Pop-Darbietungen das Nachklingen verkürzen zu können. „Gergiev möchte akustisch immer denselben Raum betreten“, fasst Reinhold zusammen. „Und der soll zu 100 Prozent auf Opernaufführungen ausgerichtet sein“.

Mit diesem Ziel – und den Vorgaben durch die Raumgestaltung – machten sich Reinhold und Wagner an die Planung. Sie rechneten, entwarfen 3D-Computersimulationen, präsentierten Ihre Ergebnisse Gergiev in St. Petersburg, Baden-Baden und New York oder flogen nach Toronto zum Architekten Jack Diamond. Dabei hat sich das Augenmerk der Akustiker zunächst auf den Orchestergraben gelenkt. „Man benötigt in diesem Fall einen Orchestergraben, der in der Größe und Tiefe flexibel ist“, erklärt Reinhold, um verschieden großen Orchestern eine angemessene Fläche zu bieten. Ansonsten habe man sich bei den Abmessungen an der Portalöffnung und der Breite des Orchestergrabens im historischen Mariinsky orientiert. Bis zu 120 Musiker finden nun Platz in dem Graben, die Fläche von 150 Quadratmeter kann mithilfe beweglicher Wandelemente auf 110 Quadratmeter verkleinert werden.

Mehr Energie in den Rängen

Einige Konstruktionsgrößen ergaben sich rein rechnerisch: Nachdem die Form des Saales feststand und auch die Anzahl der Zuhörer, errechnete sich aus dem für den Klang optimalen Volumen pro Zuhörer die notwendige Deckenhöhe des Raumes. „Der Rauminhalt insgesamt ist nun mit 18.000 Kubikmeter ideal für Opernklänge“, weiß Reinhold. Und mit einer zusätzlichen, zum Gesamtdesign passenden Orchestermuschel kann der Saal auch für Symphonische Aufführungen perfekt genutzt werden.
Von der Grundform des Hufeisens ausgehend wurden die weiteren geometrischen Elemente der Saalgestaltung und die Auswahl von Materialien nach akustischen Maßgaben abgestimmt. Weil die Hufeisenform den Klang bündelt, sorgten die Akustiker mit konvexen Elementen, der Gegenform zur Hufeisenform, an den Wandflächen für eine Streuung des Klanges. Daher haben auch die Balkone aus Buchenholz eine bauchige Form bekommen.

Auffallend ist, dass es in diesem Theater nicht wie häufig in großen klassischen Rangtheatern anzutreffen bis zu fünf Ränge gibt, sondern nur drei. Durch die größere Höhe zwischen den einzelnen Ebenen gelangt wesentlich mehr Energie in die Ränge, und so bleibt auch in den hinteren Zuschauerreihen der Ränge der volle Klanggenuss erhalten.

Den Klang spüren

Auch durch die Oberflächenstruktur der Wandflächen wird die Klangstreuung unterstützt. Und weil die Elemente zur Verbesserung der Akustik ganz im modernen Stil des Saales bleiben sollten, gibt es keine Dekore wie in historischen Theatern, sondern ein architektonisch passendes und akustisch optimiertes Muster aus horizontalen Vertiefungen. Weitere Funktionen stecken im Material selbst. Ein Spezialgips, der vor Ort hergestellt und auf die Wandflächen appliziert wurde, trägt ebenfalls zur Klangstreuung bei. Die Theaterbeleuchtung in den Lichtbrücken wiederum war so zu integrieren, dass sie keine akustischen Löcher in das Reflexionsmuster der Decke reißt.

Für die Durchsetzung von Reinholds „Steckenpferd“, wie der Akustiker seinen Faible für Holzbodenkonstruktionen bezeichnet, benötigten die Ingenieure allerdings viel Überzeugungsarbeit bei den Architekten. Ein Holzboden, der – im Stile der Theaterbauten des 18. Jahrhunderts – nicht auf Beton sondern auf einem Holz-Unterbau verlegt werden soll, ist für einen Neubau eher unüblich. Er rief auch die Brandschutztechniker auf den Plan. Doch letztendlich konnte dieses besondere Anliegen Reinholds, das mit leichtem Mitvibrieren des Bodens das Fortissimo des Orchesterklangs unterstreicht, im Saal und auf den Rängen umgesetzt werden.

Zur Erfolgsüberprüfung für die getroffenen akustischen Maßnahmen wurden aufwändige Computersimulationen eingesetzt und Messungen mit Lautsprechern und Mikrofonen direkt im Theatersaal durchgeführt. Es sind inzwischen auch nur noch wenige Tage, bis Maestro Valery Gergiev sein neues Theater mit einer Galanacht eröffnet. Mit Künstlern wie Plácido Domingo in Verdis Nabucco oder Anna Netrebko in Tschaikowskys Jolanthe – das 1892 in St. Petersburg uraufgeführt wurde. Dass das Publikum im Mariinsky II eine Akustik der Spitzenklasse erwarten kann, hat Valery Gergiev sichtlich zufrieden bereits nach den ersten Orchesterproben begeistert festgestellt: „die Musik im Saal ist sehr stimmungsvoll […] und als Ekaterina Sementschuk aus der Tiefe der Bühne sang, wurde der Klang noch belebter.“ Doch während der Eröffnungsfeier vom 2.- 4. Mai werden die Künstler und Gäste der Eröffnungsfeier es erstmals sehen, hören und fühlen: das neue Mariinsky-Klangerlebnis.
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Über die Müller-BBM GmbH

Die international tätige Ingenieurgesellschaft Müller-BBM GmbH ist mit über 350 Mitarbeitern an 13 Standorten in Deutschland, Österreich und in der Schweiz vertreten. Das Unternehmen nimmt eine führende Position auf allen Gebieten der Akustik, der Bauphysik und des Umweltschutzes ein.

Seit der Gründung im Jahr 1962 ist der Fachbereich Bau von Müller-BBM erfolgreich an der Planung von Kultur- und Veranstaltungsbauten wie Konzertsälen und Opernhäusern, Theatern und Freilichtbühnen, Kongresszentren und Plenarsälen, Stadthallen, Musikhochschulen und Kirchen beteiligt. In sämtlichen Projektphasen unterstützen die Experten von Müller-BBM Bauherren, Architekten und Nutzer in allen Fragen der Bau- und Raumakustik, der thermischen Bauphysik, des nachhaltigen Bauens, der Bauklimatik, der Baudynamik, des Brandschutzes, und nicht zuletzt mit der Erfahrung aus zahlreichen interdisziplinären Projekten im In- und Ausland.

Müller-BBM verfügt über modernste Messtechnik sowie spezielle firmeneigene Prüfstände und nutzt die Vernetzung und das Wissen des gesamten Unternehmens. Das firmenübergreifende Qualitätsmanagementsystem ist nach ISO 9001 zertifiziert. Fundierte Gutachten und neutrale Tests werden unter anderem durch das nach DIN EN ISO/IEC 17025 akkreditierte Prüflaboratorium, eine VMPA-Schallschutzprüfstelle sowie die bundesweit bekannt gegebene Messstelle nach § 26 BImSchG erstellt.

Die Müller-BBM GmbH ist Teil der Müller-BBM Gruppe, in der auch weitere, internationale Ingenieurgesellschaften und Firmen für technische Spezial- und Softwareprodukte zusammengeschlossen sind. Die Müller-BBM Holding AG ist die Muttergesellschaft der Müller-BBM Gruppe. Die Anteile der Holding werden ausschließlich von aktiven und ehemaligen Mitarbeitern aus der Müller-BBM Gruppe gehalten.

München – Berlin – Dresden – Frankfurt – Gelsenkirchen – Hamburg – Karlsruhe – Köln – Nürnberg – Stuttgart – Weimar – Bad Ischl (A) – Basel (CH)

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