Deutsch vor der Schule, aber wie?

Wie Graz zur Modellregion wird

Deutsch vor der Schule, aber wie?

(NL/1486726229) Besonders Kinder mit anderer Herkunftssprache als Deutsch haben in unserem Bildungssystem eingeschränktere Partizipationsmöglichkeiten. Der Österreichische Nationale Bildungsbericht 2012 verweist auf eine gewaltige soziale Ungleichheit bzw. auf eine Integrationsproblematik im österreichischen Bildungswesen. Die sprachliche Förderung vor Beginn der Schule soll nun die bildungspolitische Integrationsproblematik lösen. Die Debatte um ein verpflichtendes Vorschuljahr zur intensiven Sprachförderung läuft seit einigen Wochen in Österreich.

Fokussierung auf sprachliche Förderung keine Lösung

Dass die Fokussierung auf sprachliche Förderung von Kindern mit geringen Deutschkenntnissen keine umfassende Lösung im Rahmen eines inklusiven Bildungsraums sein kann, steht außer Frage.

Warum wird Sprache zum Kriterium schlechthin für „Schulreife“? Warum wird Sprache zu einem Auslesekriterium? Aus welchen Gründen sollen Kinder mit eingeschränkten Sprach- und Sprechkompetenzen ihre Bildungskarriere mit einer Zurückstufung, mit einem Schulversagen bzw. mit einem Gefühl des Scheiterns beginnen? Werden dadurch allgemein Partizipationschancen erhöht? Soll dadurch Zuversicht bzw. Hoffnung mit dem österreichischen Bildungssystem in Verbindung gebracht? Offenbar, einfach selber schuld, wenn man nicht rechtzeitig nach Österreich kommt?

Maßnahmenpaket eröffnet wieder einmal Parallelstruktur im Schulsystem

Das von der Politik beschlossene Maßnahmenpaket „Deutsch vor der Schule“ eröffnet wieder einmal eine Parallelstruktur im österreichischen Schulsystem.

Zwei Optionen stehen für Kinder mit eingeschränkten Sprach- und Sprechstandards zur Auswahl: Eine Sonder-Spezial-Vorschulklasse oder eine inklusive Schuleingangsphase, die stark auf eine Kooperation von Kindergarten und Schule baut. ExpertInnen kritisieren diesen optionalen Rettungsversuch zu Recht.
Einerseits erscheint eine Zurückstufung aufgrund des Herkunftsmilieus ethisch schwer vertretbar.
Andererseits können pädagogische Gründe gegen eine Sonder-Spezial-Vorschulklasse angeführt werden: Eine Zurückstufung ist für die Betroffenen mit Gefühlen des Scheiterns verbunden, was besonders in der vulnerablen Phase des Schuleingangs eher vermieden werden sollte.

Verstärkte Förderung im Bereich der Elementarpädagogik angesagt

Zudem erscheint es reduzierend, sich nur auf die sprachliche Frühförderung zu konzentrieren. Eine verstärkte Förderung im Bereich der Elementarpädagogik würde allgemein – sprachlich, emotional, motorisch etc. – gut auf die Schule vorbereiten und auch Bildungschancen potenzieren.
Das heißt, Bildungsmaßnahmen sollten einfach früher beginnen und besser koordiniert werden.
Dadurch wird es aber notwendig die Bildungsmaßnahmen von Kindergarten und Schule noch stärker aufeinander abzustimmen. Kinder werden mit Beginn des verpflichtenden Kindergartenjahres gefördert und diese Förderung setzt sich in der Schule fort. Sollte ein verpflichtendes Kindergartenjahr zu wenig sein, warum schließt man sich nicht dem ExpertInnenkreis an und realisiert das vielfach geforderte zweite Kindergartenjahr? Auf jeden Fall müsste diese Variante strukturtechnisch gestützt werden und es müssten für den Kindergarten und für die Kooperation von Kindergarten und Schule mehr Ressourcen zur Verfügung gestellt sowie eindeutige Rahmenbedingungen geschaffen werden.

Dass man in den meisten europäischen Ländern seit Jahrzehnten auf die allzu frühe Selektion im Bildungssystem verzichtet, scheinen VertreterInnen ebenso wenig zu bemerken wie die Tatsache, dass die Schulreifekriterien in Österreich zwar vielfach gefordert, aber dann doch nicht so wirklich nach einheitlichen Kriterien abläuft.

Im Übrigen: Wie rechtfertigt man eigentlich in den Bundesländern die unterschiedlichen Quoten bezüglich der Einstufung nach dem Vorschullehrplan? Was sagt man an dieser Stelle eigentlich den Eltern, die alljährlich ihre Steuergelder abgeben und mit einer bundesweit gleichwertigen Förderung rechnen?

Eine abschließende Frage wäre noch, was hindert uns daran, von guten Schulmodellen zu lernen, die für inklusives Lernen sorgen und zusätzliche Ressourcen in zones deducation prioritaire zur Verfügung stellen?
So könnten alle österreichischen Kinder endlich lernen, dass Österreich ein Einwanderungsland mit inklusiven Interessenslagen ist!

Graz könnte diesbezüglich eine Modellfunktion übernehmen, in der man sich eindeutig für eine frühestmögliche Sprachförderung (ab dem 4. Lebensjahr) ausspricht und auf Prävention statt Segregation setzt.

Zu hoffen bleibt, dass auch für eine gute Kooperation von Kindergarten und Schule die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden.

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