Gertrude Gröninger-van der Eb

Arbeiten aus 60 Jahren

Gertrude Gröninger-van der Eb

Gertrude Gröninger-van der Eb. Mensch – Durst

Das Bonner Frauenmuseum ehrt die Kölner Künstlerin Gertrude Gröninger-van der Eb mit einer Einzelstellung für ihr Lebenswerk. Die Ausstellung zeigt vom 9.2. bis 9.3.2014 Ausschnitte ihres künstlerischen Schaffens in 60 schöpferischen Jahren. Die Hommage ist zugleich ein Geburtstagsgeschenk: Gröninger-van der Eb feiert am 11.2.2014 ihren 95. Geburtstag. Das Kuratorinnenteam Elisabeth Falk, Uta Knoch-Nicolay und Michael Oehlrich hat acht verschiedene Werkgruppen zusammengestellt, die zu einschneidenden Ereignissen und Katastrophen der letzten Jahrzehnte Bezüge herstellen.

Die Ausstellung beginnt mit den frühen Arbeiten wie dem Aquarell „Hafen am Abend“ von 1945 und folgt den verschiedenen Schaffensperioden bis zu ihren Arbeiten zum Thema „Rotation“ von 2001. Der Werkblock „Erde – wir – die Erde“ beginnend in den 70er Jahren ist eine Reaktion auf die weltweite Ausbeutung der Erde. Die Arbeit „Das tiefe Loch II“ zeigt zum Beispiel einen Landstrich, der in ein tiefes schwarzes Loch zu versinken droht.
Spätere Werke wie „Der Bauch der Stadt I“ und „Kölner Gereons-Bahnhof“ (beide 1980) widmen sich stärker der urbanen Wirklichkeit. Die Serie „Staub – Reflexionen über das Thema Vergänglichkeit“ aus den 80er Jahren sind Ausdruck ihrer Zusammenarbeit mit einer Bildhauerin. Diese abstrakten Collagen mit Ton, werden flankiert von ihrem Gedicht „Staub“ (1981). Die Serie „Das Jahr Tschernobyl“ aus den späten 80ern zeigt ein weiteres wichtiges Thema für Gröninger: Atomkraft als Menschheitsbedrohung. Diese Arbeiten sind wieder stärker figurativ; zu sehen sind Schwangere, die unter dem Verdikt der Ausrottung der menschlichen Spezies stehen. Apokalyptisch wirkt ein frühes Werk, das dieser Serie beigestellt wurde: „Die ersten oder die letzten Menschen“ von 1958.
„Blaubart“ – Gröningers künstlerische Auseinandersetzung mit dem Golfkrieg aus den 90er Jahren ist wiederum abstrakt, wirkt in der Farbgebung blau-schwarz-rot bedrohlich und transportiert die „Endzeitstimmung“, die viele Menschen in dieser Zeit umtrieb. In „Sein morsches V-Zeichen“ von 1981 zerschellt das Victory-Zeichen in einem kraftvollen Akt in Trümmer.
Einen weiteren Themenblock mit abstrakten Arbeiten, haben die KuratorInnen unter dem Titel „Börse macht Geschichte – Das Gebaren der Finanzwelt“ zusammengestellt. Die faszinierenden Serien mit Zeichnungen zum Thema „Bettler“ schließt sich hier inhaltlich an, da sie eindrücklich Gröningers Statement zu Verarmungstendenzen in der Massengesellschaft widerspiegeln. Der letzte Teil „Rotation“ von 2000/2001 zeigt abstrakte Gedankenspiele, meist in sehr dominanten Farben, die helle Fugen voneinander abgrenzen und so den Arbeiten ihre Tiefe geben.

Zur Vita der Künstlerin:

Die gebürtige Rotterdamerin wächst in einer großbürgerlichen, sehr kunstaffinen Familie auf. Schon früh zeigt sich ihre „Doppelbegabung“ als Malerin und Dichterin. Ihre Studienzeit verbringt sie kriegsbedingt in Brüssel, wo sie Malerei an der berühmten Ecole Nationale Superieure d’Architecture et des Arts Decoratifs und am Institut de la Cambre studiert. Sie gehört mit zu den GründerInnen der internationalen Brüsseler Künstlergruppe Fantasmagie, wie auch Franz Radziwill und Edgar Ende, nur um die bekanntesten zu nennen.
Ab 1950 wagt sie sich auf das glatte Eis der selbstständigen Künstlerinnenexistenz. 1951 heiratet sie den Musikwissenschaftler Dr. Eduard Gröninger, Gründer der Capella Coloniensis, Köln. Reisen mit ihm und der Capella führen sie rund um den Globus und beflügeln ihre literarischen und künstlerischen Aktivitäten. Seit den 1970er Jahren bis zur Gegenwart veröffentlicht sie Lyrik und Prosa in verschiedenen Verlagen.

1996 ist Gertrude Gröninger-van der Eb im Rahmen der Künstlerinnen Sezession Düsseldorf mit dem Arbeitsthema „Clara Schumann“ schon einmal Gast im Frauenmuseum gewesen. In diesem Projekt, das sie entscheidend prägte, kam zu dem Wunsch, die bildende Kunst mit der Musik und Literatur zu verbinden, die historische Dimension des Künstlerinnendaseins hinzu.

AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG

Sonntag, 09.2.2014, um 14.00 Uhr – Eintritt frei
BEGRÜSSUNG
Marianne Pitzen, Direktorin Frauenmuseum, Bonn
EINFÜHRUNG
Dr. phil. Uwe Rüth, Direktor (a.D.) des Museums Glaskasten, Marl
MUSIKALISCHE GESTALTUNG
Traversflöten-Duo Ulla Grümmer und Martina Schultze

FÜHRUNGEN
Öffentliche Führungen jeden Sonntag um 14 Uhr, für Gruppen auch nach Vereinbarung.

Es erscheint ein Katalog.

Bildrechte: Frauenmuseum Bonn Bildquelle:Frauenmuseum Bonn

Das Bonner Frauenmuseum wurde 1981 von der heutigen Direktorin Marianne Pitzen und einer Gruppe interdisziplinär arbeitender Frauen gegründet. Zu diesem Zeitpunkt existierte weltweit noch keine Institution gleichen Namens oder vergleichbarer Zielsetzung. Das Frauenmuseum ist kein statischer Ort mit festem Bestand, sondern ein lebendiges Haus, das sich aus der Fülle der weiblichen Kreativität und Vielfalt immer wieder erneuert.
Mehr als 2.500 nationale und internationale Künstlerinnen haben Im Krausfeld ausgestellt, 600 Ausstellungen wurden durchgeführt, darunter 30 „Riesenprojekte“ auf jeweils 2.000 qm, 200 Kataloge ediert und mit mehr als 1000 Veranstaltungen wissenschaftlich oder spartenübergreifend untermauert. In den Archiven wird zu Geschichte, Zeitgeschichte und Kunst gesammelt, allein die Bibliothek der Künstlerinnen umfasst 12.000 Kataloge. Die Sammlung wächst stetig; sie ist ausschließlich auf Schenkungen angewiesen: Nachlässe, Stiftungen, Sponsoren.
Marianne Pitzen und ihr Team sind auch neue Wege gegangen – das Kinderatelier, die Kunst- und Designmessen – sind Projekte, die in den letzten 10 Jahren entstanden sind. Der Aufbau des historischen Bereichs ist in den letzten Jahren stärker in den Focus gerückt. Das Frauenmuseum verbindet auf einzigartige Art und Weise Geschichte mit Gegenwartskunst.

Kommende Ausstellungen:

21.03. – 23.03.2014 Femme 4, Modemesse im Frauenmuseum

13.04. – 09.11.2014 Single Mums – Alleinerziehende Mütter und ihre Lebenswelten

21.11. – 23.11. 2014 24. Kunstmesse 2014, 80 Künstlerinnen, Sonderausstellung, Programm

30.11. – 30.01.2015 Theobald Simon Preis der GEDOK, Bundesweite Ausschreibung, Ausstellung der Preisträgerin. c/o Prof. Ulrike Rosenbach/Präsidentin der GEDOK

14.12. – 08.03.2015 „Die Blaue Reiterin und ihr Freundeskreis“. Ein Projekt des Gabriele Münter Preis e.V.

Kontakt:
Frauenmuseum
Dr. Klaudia Nebelin
Im Krausfeld
53111 Bonn
0228 92 655 160
klaudia.nebelin@frauenmuseum.de
http://www.frauenmuseum.de